[Unbezahlte Werbung/Rezension]
Diesen Drachen habe ich geliehen bekommen und mich sogleich auf die Reise ins vergangene London gemacht!
Fakten:
Autor: Stephan R. Bellem
Erscheinungsdatum: September 2019
Verlag: Drachenmond Verlag
Reihe (Verschiedene Fälle, unabhängig, 3-teilig Stand 2022)
Wälzer: Nö. Das Buch ist als Taschenbuch sehr handlich und umfasst etwa 344 Seiten.
Genre: Krimi (Mit ein bisschen Fantasy)
Cover: Genial! Ich habe selten ein Cover gesehen, das soviele Details enthält und so gut zu einer Geschichte passt. Natürlich... ein Kopainski. (Ob es mal eine Ausstellung mit seinen Fantasy Covern geben wird?)
Klappentext:
Lewis hat sich geschworen, es nie wieder zu tun. Doch der faszinierenden Fremden kann er nicht widerstehen. Als Londons größter Ermittler soll er den Mord an ihrer Freundin aufklären. Aber mit jedem Schritt holen ihn die Bilder seiner Vergangenheit wieder ein und drohen, ihn unter sich zu begraben. Wäre da nicht die Frau an der Themse. Kann sie ihn vor sich selbst retten? Kate kann endlich der Eintönigkeit Manchesters entkommen und wagt sich nach London, um ihrem Traum nachzujagen: der nächsten großen Story. Und was wäre größer als ein Serienmörder? Aber die Morde sind erst der Anfang. Kate und Lewis tauchen ein in eine Welt der Geheimgesellschaften und okkulten Rituale. Können sie die Vernichtung Londons noch aufhalten?
Stil:
Aus Erzählerperspektive wird abwechselnd aus Lewis und Kates Sicht geschrieben, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Lewis Anteil überwiegt darin deutlich. In der Vergangenheitsform wird man durch ihre Leben geführt und wartet mit Neugierde darauf, wie sie zusammengeführt werden.
London, 1895 ist hier großartig dargestellt. Gut gezeichnete Schauplätze, bildhaft beschriebene Szenen, düster, verregnet oder nebelig und sehr atmosphärisch. Es gibt einige Settings, wenige Nebencharaktere und wirklich charmante Unterhaltungen. Ich fand es großartig geschrieben, der Szenerie angepasst und gut lesbar.
Meine Meinung:
Anders als erwartet. Als Drachenmondbuch und dem Titel zu verdanken, hatte ich eine Fantasygeschichte erwartet. Vielleicht auch an »Flüsse von London« denkend von Ben Aarronovitch, aber das ist es ganz und gar nicht. Auch wer eine Liebesgeschichte zwischen Kate und Lewis erwartet, wird hier enttäuscht und ich war darüber begeistert. Was man aber bekommt, ist ein extrem atmosphärischer Krimi mit leichten Fantasy-Elementen. Man begleitet hauptsächlich Lewis bei seinem Kampf gegen den Alkohol und auf seinen Ermittlungen, sowie Kate bei ihren ersten Schritten in der Großstadt als Reporterin.
In manchen Rezensionen las ich, dass sein Alkoholismus als nervig empfunden wurde. Als zu präsent und wiederholend und dabei musste ich leider ein wenig den Kopf schütteln. Ja, es ist allgegenwärtig. Ja, er schießt sich fast täglich ab und wacht als Elend morgens auf. So ist das wahre Leben, wenn man alkoholkrank ist. Der allumfassende Gedanke an den nächsten Schluck, die Angst dass es jemand merkt. Das ist nicht »nervig« sondern real. Von daher wirklich gut beschrieben. Leider bestätigt das mein Empfinden, dass viele Leser (nein nicht alle) durchgängig lieber sympathische Protagonisten wollen, die sind »wie sie« oder »wie sie sein wollen«. Man brüllt zwar immer nach Diversität und Kreativität, nach den berühmten Ecken und Kanten und am Ende führt genau das zu einer Polarisation und Kritik.
Also WENN ich etwas bemängeln würde, dann, dass das Buch ein paar Seiten zu wenig hatte, um mehr Komplexität zu haben. Deswegen wirkten ein, zwei Handlungen etwas zu gewollt oder zufällig, aber das hat meinen Lesefluss nicht gestört. Es war mir sogar lieber als zu verstrickte Kreise, die mich zu sehr verwirren.
Ich liebte Lews in allen Facetten und mit seinen Problemen. Er wirkte auf mich menschlich und natürlich mochte ich auch seinen Butler.
Kate hingegen, die wenig überraschend viele andere Leser mochten, blieb für mich etwas blass. Davon abgesehen wirkte sie auf mich wie ein Fähnchen im Wind, aber vielleicht sollte sie genau das sein? Jung, naiv, unerfahren und sich selbstüberschätzend. Ständig brauchte sie Zustimmung von anderen. Wäre nicht das Ende gewesen, das ich tatsächlich so nicht erwartet hätte, wäre sie für mich komplett überflüssig für die gesamte Geschichte. Aber ja, sie muss in dieser Geschichte stehen und sie hat ihre großartige Daseinsberechtigung.
Ich mochte das Setting, obwohl ich langsam aber sicher genügend London Krimis gelesen habe :P es ist auch lustig, dass besonders in diesem Setting ständig in allen Romanen die Straßennamen, die Wege akribisch beschrieben werden. Ich finde es interessant, für mich ist es aber völlig umsonst. Ich merke mir Straßennamen eh nicht und kenne mich in London auch nicht aus, um da ein »kenne ich« Gefühl zu bekommen. Finde es nur sehr amüsant, dass in Geschichten mit anderen Städten dieses Phänomen weit weniger oft auftritt. :)
Für mich war es eine interessante und spannende Ermittlung mit Lewis. Es gibt mittlerweile zwei weitere Teile, die meines Wissens nach unabhängig gelesen werden können. Wenn ich wieder Lust habe ins alte London mit den nebeligen Straßen zurückzukehren, werde ich Lewis auf jeden Fall wieder einen Besuch abstatten!
Ein toller London Krimi!
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