Heute widme ich meine Gedanken den Ideen. Dem Grundbaustein einer jeden Geschichte. Jede Zeile entspringt einem Einfall, gefolgt von einem Zwang diesen niederzuschreiben und zu verewigen. Manchmal sind diese strukturiert und glasklar zu greifen. Doch es kommt auch vor, dass einem ein ganz fieses Plotbunny über den Weg hüpft und solange im Kopf randaliert, bis man es freilässt.
Zuerst sollte man vielleicht erklären, was ein Plotkarnickel ist. In der Umgangssprache bezeichnen Autoren so jene Ideen, die nicht unbedingt geplant waren, aber wie ein narrisches Bunny im Kopf herumspringen. Wenn man vor seiner Geschichte sitzt, mittendrin und voll dabei zum Beispiel. Gerade hat man noch alles direkt vor Augen und dann hopst so ein flauschiges Plothäschen mit Puschelschwanz vorbei und man verwirft alles, weil es keine Ruhe gibt, ehe es befreit wurde. Oder man muss auf einmal einer Nebenfigur eine Rolle zusprechen, die gar nicht vorgesehen war. Man verläuft sich im Bau des Hasen bis man mit der Nase gegen die Wand rennt und modrige Erde frisst.
Plotbunnys können wundervolle Sachen hervorbringen. Sie sind ein Nebeneffekt des Plottens. Geboren aus dem kreativen Denken und angetrieben von Euphorie. Man kann sie willkommen heißen, streicheln und mit Buchstabengurken füttern, mit der Gefahr, dass sie sich unkontrolliert vermehren. Züchten sollte man sie jedenfalls nicht, denn sie nehmen einen in Anspruch und verhindern, dass man sich aufs Wesentliche konzentriert. Es ist wichtig ein gut trainiertes, nützliches, kuscheliges Bunny zu erkennen und jene zu verbannen, die Mutationsgene in sich bergen und die Geschichte in verworrene Spähren führen, die keinen Sinn ergeben.
Wie kann man nun vermeiden, sich diesen süßen Fellnasen zu sehr hinzugeben?
Viele Autoren haben diese verdammt hübschen, edlen Notizbücher. Da schreibt man dann mit wundervoller Schrift Plotnotizen rein, um den Faden nicht zu verlieren. (Jener Faden, den ein mutiertes Bunny durchbeißen möchte, wie mein Kaninchen mal das Kabel meiner Maus zerbiss. Ja ich bin so alt, dass ich noch Kabel an meiner Computermaus hatte) Zurück zu den Notizbüchern: ich liebe sie. Sie sehen hübsch aus, duften oft nach altem Papier und haben meist wunderhübsche gestaltete Cover. Allerdings bin ich schlichtweg zu faul für solche Bücher. Ich schaff das nicht... ich würde so gerne all meine Ideen geordnet aufschreiben, doch meine bunte Knete im Kopf möchte sich unkontrolliert ausbreiten.
Meine Ideen landen auf Post-its in der Arbeit. Diese klebe ich gut gemeint in mein Geldbörsl und enden dann irgendwo in den Untiefen meiner Handtasche. Dies führt dazu, dass ich sie ausnahmslos eine Woche später zerknüllt, klebrig und voller Brösel unbekannten Ursprungs, hervorziehe und meistens nicht mehr lesen kann. Fail.
Oder aber ich tippe meine Ideen nachts im Dunkeln panisch in mein Handy in die Notizfunktion. Geniale Vorgehensweise, die dann am Morgen bei ausgeschlafenem Hirn wie Hieroglyphen aussieht, weil es keine Autokorrektur für mitternächtliches Plotten gibt. So kann man mal spontan direkt eine neue Fantasiesprache für seine Geschichte erfinden...
Auch beliebt sind die Botschaften an sich selbst. Die Sprachaufzeichnung des Telefons, bei denen man keuchend und schnaufend Ideen für sich selbst aufzeichnet. Die eigene Genialität muss immerhin sofort bewahrt werden, bevor sie sich wieder verflüchtigt. Man kann dies übrigens auf öffentlichen Toiletten flüsternd machen. Das führt allerdings dazu, dass sich das Ganze für andere Pipi-Gäste anhört wie eine Geisteskranke auf dem Klo oder zu Hause wie die Botschaft eines Serienkillers. Erfüllt aber durchaus seinen Zweck!
Mein Mittelmaß den Faden doch nicht zu verlieren oder eine hässliche Plotpatchwerkdecke draus werden zu lassen, sind mittlerweile die bunten, digitalen Post-its von Papyrus Autor. (An denen kann nämlich weder Dreck noch Brösel aus der Handtasche kleben bleiben) Dies ist keine Werbung, aber meine Rettung. Ich nutze zwar immer noch klassische Post-its und grammatikalisch falsche Note-Einträge auf dem Handy, aber am Ende landen sie alle in meinem Dokument in verschiedenen Farben. Habe ich die Ideen eingebaut, lösche ich sie. So kann ein Plotbunny vorbeihüpfen, dran knabbern und versuchen mich fortzuführen, aber am Ende bleibe ich fokussiert.
Mein Fazit ist: Plotbunnies sind was tolles, denn sie sind der Ursprung von geilen Stories und können die Geschichte weiterentwickeln. Sollte man aber dazu neigen ihren Kulleraugen und dem Puschelschwanz zu verfallen, muss man damit anfangen Fallen aufzustellen. Vergiften rate ich nicht, das wäre der kreative Tod eines jeden Autors und ein wenig übertrieben.
Jeder Autor braucht Plotbunnies. Pflegt und hegt sie. Streichelt ihnen die Öhrchen und krault sie ordentlich. Aber bitte, seid verantwortungsbewusst und lasst sie kastrieren, um eine Invasion zu vermeiden. Sie könnten das Zeilenökosystem eures Werkes manipulativ stören.
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