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Wieso die Grammatik samt der Rechtschreibung eine leidenschaftliche On-Off Beziehung mit mir führen.

Autorenbild: AngelikaAngelika

Brenn Duden. Brenn

Wir alle lieben es, wenn man in Büchern auf grammatikalisch korrekte Sätze stößt. Wenn die Rechtschreibung stimmt und auch ein niveauvolles Vokabular verwendet wird. Hat ein Text zu viele Fehler, mildert das den qualitativen Eindruck und behindert den Lesefluss. Doch der Weg zu einem solchen fehlerfreien Werk ist alles andere als leicht. Ich persönlich stehe manchmal kurz davor in Selbstzweifel zu einer Pfütze (Lacke) unter mir zu zerfließen oder hysterisch zu lachen.



Kategorie 1: «Wörter, die nicht dazu gemacht sind, dass man sie richtig schreibt.»

Es gibt diese bestimmten Wörter. Jene, die nicht dazu geschaffen sind von menschlichen Fingern korrekt geschrieben, geschweige denn getippt zu werden. Ich behaupte es existieren in jeder Sprache Exemplare davon. (Und das aus purer Absicht.)


Habt ihr Wörter die in diese Kategorie fallen? Bei mir ist es abrupt. (Und während ich es hier als Beispiel tippe, ist es wieder einmal falsch geschrieben und rot unterwellt.) Wer hat sich denn sowas ausgedacht? Und wieso macht mein Hirn das IMMER falsch rum? Versucht es mal betont auszusprechen, es macht doch wirklich keinen Unterschied wo ein weiches oder hartes p ist. Behaupte ich zumindest.


Aus gegebenem Anlass möchte ich hier noch den Champion anführen. Man schneidet ihn gerne in Scheiben, brutzelt ihn in der Pfanne an und er schmeckt gute gewürzt zu vielem sehr gut. Dass damit nun kein Fußballweltmeister mit Stinkefüßen gemeint ist, ist klar. Ich habe dies allerdings sehr erfolgreich konsequent über mehrere Seiten durchgezogen. Sorry, aber mein Schreibprogramm, hat mir nun mal nicht gesagt, dass Champignons wohl besser schmecken als Männer mit O-Beinen. (In der nächsten Geschichte essen sie alle ausschließlich Paprika.)


Kategorie 2: «Wörter, die meine Finger überfordern.»

Hier sind jene Mitglieder, die man ausnahmslos beim erstmaligen eintippen falsch schreibt und das konsequent immer gleich falsch. Beliebt bei mir ist das Wort «Protokoll», das ich beruflich sehr oft eintippen muss und jedes Mal endet es in «Protkoll». Niemals in meinem Leben, habe ich dieses Wort beim ersten Versuch richtig auf den Tasten formen können. Viele Kollegen wundern sich schon, ob ich überhaupt weiß, wie man das richtig buchstabiert. Ja, theoretisch schon, aber auf der Tastatur passt das überhaupt nicht in meine Fingerharmonie zusammen und es endet stets in einem etwas prollig klingenden «Protkoll» Milliliter, auch gerne erstmals falsch geschrieben, genauso wie Hieroglyphe, aber das brauche ich Gott sei Dank nicht allzu oft.


Kategorie 3: «Wörter, die Grammatikbesserwisser in den Wahnsinn treiben.»

«Wieso seit ihr so pedantisch?» «Es viel mir viel zu schwer» Es sind Beispiele, die eigentlich jeder kennen sollte. Ich möchte hier keinesfalls mit meinem Wurstzeigefinger auf andere Leute deuten, denn auch mir kommen diese Fehler beim Tippen immer wieder unter. Es sind Momente, in denen ich beim Korrekturlesen froh bin, dass es keiner gesehen hat und weitere Augenblicke, in denen meine outgesourcten Korrekturleser es erst recht in meinen Texten anstreichen und ich laut aufstöhne. (Nicht auf die angenehme Art und Weise) Wieso gibt es diese ähnlichen Wörter, die so unterschiedlich sind? Da hätte doch mal jemand drüber nachdenken müssen?


Kategorie 4: «Der kleine, aber feine Unterschied.»

«Eine Scheißperle rann ihre Stirn hinab.» «Sie vergasen alles.» «Die Hose muss gefickt werden» ....

Großartig viel muss ich dazu nun wirklich nicht mehr sagen oder? Mir wurde berichtet, man hat wegen eines solchen Ereignisses schon mal Kaffee über den Bildschirm gespuckt beim Lesen. Nun ja, meine Versicherung kommt für keinerlei Elektronikschäden auf, also gilt es diverse Tippfehler zu meiden.


Kategorie 5: «Wörter die schon immer seltsam waren, ich es aber nicht mitgekriegt habe.»

Es existieren auch Wörter auf dieser Welt, die schon seit Anbeginn der Zeit komisch geschrieben werden und ich das nur nie wusste. «Alptraum und Albtraum» ist, man glaubt es kaum, BEIDES richtig. Ich schwöre, dass mir meine Deutschprofessorin noch einpflanzte «Albträume sind doch keine Alpen».

Ein weiteres Beispiel ist für mich «Wo wart ihr denn?» Ich hätte schwören können (Auf meinen Schokobon Vorrat), dass man dieses dämliche Wort mit d schreibt. Es endete in mürrischem googeln und ungläubigen herumfragen bei meinen Freunden ala «War das immer schon so ein komisches Wort?» Jap, war es! Man muss sich nun mal eingestehen, dass man trotz belesenem Wissen nicht immer alles wissen kann. Mit 15 dachte ich zum Beispiel, dass «Just in diesem Moment» ein Übersetzungsfehler ist und jemand vergaß, alle Wörter des Satzes auf Deutsch zu schreiben. Es war ein extremes Aha-Erlebnis, als ich aufgeklärt wurde und heute liebe ich diesen Ausdruck.


Kategorie 6: «Der Grammatik die Arschloch.»

Deutsch ist bei weitem keine leichte Sprache. Ist man allerdings in einem deutschsprachigen Land aufgewachsen und durfte eine Schule besuchen, so könnte man davon ausgehen, dass man sich ein gewisses Grundwissen aneignen konnte. Artikel, Adjektive und Satzstellung. Zumindest was ein «Tunwort» ist, könnte bei dem einen oder anderen hängen geblieben sein. (Und dass das Subjekt immer blau unterstrichen wird.) Trotzdem, wer kennt es als Schriftsteller nicht? Nach stundenlanger Schreibarbeit, sitzt man vor diesem EINEM Satz, dessen Fallfindung einfach unmöglich scheint. Manisch vor und zurückwippend, mit verschwommenem Blick auf die Zeilen murmelt man die Fälle vor sich hin. «Dem, den... wer...wessen...Akkusativ, Genitiv...» Manchmal erscheint es mir, als gäbe es so etwas, wie spontanen Grammatikverlust. Als würde eine Synapse im Kopf von jetzt auf gleich den Geist aufgeben und elendig verrecken. (Falls Rauchschwaden aus der Nase hervortreten, ist wohl die Nachbarsynapse, die den Pin Code für die Bankomatkarte kannte, ebenso draufgegangen) Diese eine jene Verbindung im Hirn, die weiß, wie man ganze Sätze bildet, die auch Sinn machen. Futsch. Aber das alles ist nicht weiter tragisch, solange man weiß, wie man zu Macarena zucken muss oder wie das Sailor Moon Intro geht.


Kategorie 7: «Seit wann müssen alle Wörter knutschen?»

Das nächste Problem widerfährt einem, wenn man in unterschiedlichen Schreibprogrammen schreibt. Wann müssen zwei Wörter zusammengeschrieben werden und wann darf man sie trennen? Ehrlich, es gibt BESTIMMT aktuelle Regeln dafür, doch gefühlt ändert sich das von Minute zu Minute! Ich bin da relativ flexibel und überlasse es gerne meinen Lesern selbst, ob sie sich in Gedanken die Wörter «spazieren gehen» nun mit einem hübschen Abstand vorstellen, oder die beiden verheiraten und inniglich aneinander schieben! (Mir wird hier gerade vorgeschlagen «aneinanderschieben» zusammen zu schreiben, aber irgendwie weigert sich etwas in mir und Überraschung: Beim Eingeben im Blog, möchte der Texteditor, dass ich die Wörter trenne.)


All das führt dazu, dass ich fast jedes Mal intensiv nachrechne, wie alt ich bin und in welchem Jahr es jeweils eine Rechtschreibreform gab. Irgendwem muss man ja die Schuld in die Schuhe schieben können. Es beruhigt, wenn Gleichgesinnte ebenfalls Ausfälle haben, Leser über Tippfehler lachen können und am Ende doch der Inhalt zählt.


Um zu einem Ende zu kommen; man darf nicht immer alles zu ernst nehmen. Niemand weiß alles und keiner hat den Duden gefressen und damit absorbiert. Die Sprache und der Sprachgebrauch ändern sich im Laufe der Zeit und man sollte sich nicht an jeder Kleinigkeit aufhängen! (Außer es ist eine Formulierung wie «Das Buch, wo ich letztens gelesen habe», dann darf man eskalieren :P )


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1 commento


Aaliyah Abendroth
Aaliyah Abendroth
18 nov 2020

Oh Gott, ich kann das so nachfühlen. Ich könnte noch die Kategorie hinzufügen: Wörter, bei denen man sich auch nach dem 87642468964. Nachschlagen im Duden nicht merkt, wie sie geschrieben werden. Meine persönlichen Rekordhalter in dieser Kategorie sind alle Verbindungen mit "recht" bzw. "Recht" (haben, behalten, geben, sein ... zu, im, ohne) und "leidtun" (zusammen oder getrennt) und das allseits beliebte "schuld" vs. "Schuld" (im Zusammenhang mit sein, haben, tragen usw.).

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